Neue Forschungen zu Lapislazuli
Forschungen über Lapislazuli vom Max-Planck-Institut
Was Lapislazuli Rückstände im Zahnstein über das Leben einer Nonne im Mittelalter verraten
Forscher vom Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte haben in Jena den Zahnstein eines gut erhalten Skeletts analysiert. Eigentlich wollte die amerikanische Anthropologin und Gruppenleiterin des Max-Planck-Institut für Geschichtswissenschaft Christina Warinner nur den Parodontose Befall der damals lebenden Menschen untersuchen.
Doch stattdessen machten die Forscher einen anderen, sehr interessanten Fund: Sie entdeckten im Zahnstein einer Frau Rückstände von Lasurit, einem Mineral, welcher in Lapislazuli enthalten ist. Bei der untersuchten Person handelt es sich um eine Nonne, die ca. 1000 bis 1200 n. C. lebte und im Friedhof vom Dalheim-Kloster (bei Paderborn / Nordrhein-Westfalen) begraben wurde.
Das ist insofern interessant, da Lapislazuli zu dieser Zeit äußerst kostbar war – so teuer oder womöglich sogar teurer als Gold. Außerdem kam damals nur eine einzige Quelle für dieses Mineral in Frage: eine Mine in Afghanistan.
Daher waren die Forscher sehr erstaunt, Rückstände von Lapislazuli im Zahnstein einer Nonne aus Mitteldeutschland zu finden. Damit es zu solchen Rückstände kam, muss die Frau intensiv mit dem Gestein in Kontakt gewesen sein.
Die naheliegendste Theorie ist den Forschern zufolge, dass die Nonne beruflich mit dem Mineral gearbeitet hat. Sie vermuten, dass sie eine Künstlerin war und kostbare Bücher wie z. B. Bibeln illustriert hat. Die Lapislazuli Rückstände könnten durch ein regelmäßiges Anlecken des Pinsels zustande gekommen sein, welches ein präziseres auftragen der Farbe ermöglicht.
Weitere Theorien sind, dass die Nonne das Gestein als Medizin eingenommen oder für etwaig andere Zwecke bearbeitet hat. Allerdings zweifeln die Forscher an solchen Szenarien, da Lapislazuli damals viel zu wertvoll war und die Rückstände einzig im Zahnstein dieser Frau gefunden wurden.
Frauen im Mittelalter – Geheime Werke?
Frauen hatten im Mittelalter nicht sonderlich viele Rechte. In der Regel sollten sie vor allem die Kinder gebären und großziehen. Das Illustrieren von kostbaren Werken und das Verwenden von wertvollen Materialien wie Lapislazuli kam nur für die deutlich höher gestellten Männer in Frage – so die Vermutung vieler Menschen und auch zahlreicher Historiker.
Doch die Nonne aus dem deutschen Kloster könnte neue Erkenntnisse bringen. Einige Forscher und Historiker gehen zwar schon eine Weile davon aus, dass vor allem in Deutschland Frauen bei der Bücherproduktion beteiligt waren, ihre Werke jedoch aus Demut nicht signierten. Mit diesem neuen Fund könnten jedoch auch konkrete Belege hierfür gesammelt werden.
Quelle: http://advances.sciencemag.org/content/5/1/eaau7126
Mehr über Lapislazuli erfahren
